Vorwort

Junge Menschen über qualifizierte und attraktive Angebote zu einem dauerhaften sportlichen Engagement zu motivieren, ist das gemeinsame Ziel aller, die den Sport in Schule und Verein gestalten. Das Prinzip des Miteinander- Wetteiferns und Sich-Miteinander-Messens stellt einen wichtigen Bestandteil des Sports dar und trägt maßgeblich zur Persönlichkeitsentwicklung junger Menschen bei. Und je früher bei den Kindern und Jugendlichen der Gedanke der gelebten Teilhabe und des aktiven gemeinsamen Sporttreibens von Menschen mit und ohne Behinderung etabliert wird, umso eher erfüllen wir unsere Aufgabe und Verantwortung auch im Hinblick auf die UN-Behindertenrechtskonvention. Bei der Realisierung dieser Zielstellung kommt den Bundesjugendspielen eine wesentliche Rolle zu.

Um die Attraktivität der Bundesjugendspiele zu erhalten und weiter zu erhöhen, bieten wir ein vielfältiges Angebot. Die Differenzierung des Angebots in Wettbewerb, Wettkampf und Mehrkampf ist auch geleitet von der Erkenntnis, dass junge Menschen sehr unterschiedliche Motive haben, Sport zu treiben.

In den letzten Jahren hat sich das Erscheinungsbild des Schulsports deutlich verändert. Die pädagogischen Grundlegungen orientieren sich dabei an „Schlüsselkompetenzen“ und gehen in den Vorschlägen zunehmend von den „Sinnperspektiven“ des Sportunterrichts und Schulsports allgemein aus. Sie betonen mehr als bisher den „Erziehungs- und Bildungsauftrag“ der Schule.

Diese Angebote beschränken sich nicht nur auf körperliche und motorische Inhalte, sondern berücksichtigen im Sinne ganzheitlicher Erziehung auch psycho-soziale Aspekte. Ganzheitliche Erziehung über das Medium Bewegung realisiert sich im Sport über unterschiedliche Dimensionen.

Vor allem die mehrperspektivischen Sinngebungen werden als Orientierung favorisiert, die durch unterschiedliche Aspekte und persönliche Zugänge zum praktischen Handeln der Kinder und Jugendlichen führen sollen. Sie beziehen sich vor allem auf folgende pädagogische Perspektiven:

  • Wahrnehmungsfähigkeit verbessern
  • Bewegungserfahrungen erweitern
  • Sich körperlich ausdrücken, Bewegung gestalten
  • Etwas wagen und verantworten
  • Leistung erfahren und reflektieren
  • Gemeinsam handeln, wettkämpfen und sich verständigen
  • Fitness verbessern, Gesundheitsbewusstsein entwickeln

Am augenfälligsten werden durch das Angebot der Bundesjugendspiele die Bereiche „Leistung erfahren und reflektieren“ sowie „gemeinsam handeln, wettkämpfen und sich verständigen“ der mehrperspektivischen Sinngebungen erlebbar gemacht. Insbesondere die Angebote zum Wettbewerb in den Grundsportarten Leichtathletik, Schwimmen und Gerätturnen beinhalten den Aspekt „gemeinsam handeln“. „Leistung erfahren“ soll Erlebnisse ermöglichen, die zeigen, was durch Anstrengung, Übung und Trainieren alles zu erreichen ist. So wird Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten erzeugt.

Die Bundesjugendspiele verfolgen auch das Ziel, die jüngeren Jahrgänge vorsichtig an sportliche Vergleiche und die Grundsportarten heranzuführen, wobei auf eine Frühspezialisierung und Einengung in starres Regelwerk verzichtet werden soll. Es wird daher für diese Altersgruppen bewusst die Priorität auf das Angebot Wettbewerb gesetzt. Nach der Grundschule kann eine langsame Überleitung zum Angebot Wettkampf erfolgen – ggf. sogar parallel verfahren werden.

Durch das Angebot „Bundesjugendspiele für Kinder und Jugendliche mit Behinderung“ wird seit dem Schuljahr 2009/2010 allen Kindern und Jugendlichen mit Behinderung in Deutschland die Möglichkeit geboten, weitestgehend gleichberechtigt an den Bundesjugendspielen teilzunehmen.

Die Inhalte der Bundesjugendspiele orientieren sich an den Grundformen der Bewegung und berücksichtigen dabei die Prinzipien der Vielseitigkeit und der Wahlmöglichkeit. Die Bundesjugendspiele werden als Individualwettbewerb in den drei Grundsportarten ausgeschrieben:
Leichtathletik | Schwimmen | Gerätturnen

Die Ausübung der verschiedenen Angebotsformen darf sich nicht allein auf die Durchführung des Wettbewerbs/ Wettkampfes/ Mehrkampfes beschränken, sondern sollte im Sportunterricht allgemein ihren Niederschlag finden. Die Bundesjugendspiele sind in drei Teilbereiche gegliedert:

  1. Wettbewerb: Vielseitigkeitswettbewerb der jeweiligen Grundsportart
  2. Wettkampf: Sportartspezifischer Mehrkampf
  3. Mehrkampf: Sportartübergreifender Mehrkampf der drei Grundsportarten

Aus den drei Möglichkeiten kann seitens der Schule, des Vereins, der Lehrkräfte oder der Betreuer*innen ausgewählt werden, welches Angebot durchgeführt werden soll. Werden mehrere Ausschreibungsteile parallel angeboten (so dies organisatorisch möglich ist), kann die Entscheidung auch den beteiligten Kindern und Jugendlichen überlassen werden.

Wettbewerb
Kind- und entwicklungsgemäße Formen mit kreativen Ergänzungen und Neugestaltungen sollen den Kindern und Jugendlichen präsentiert werden — bewusst ohne Fixierung auf traditionelle Normen und Übungsformen. Dieses Programm soll die Möglichkeit bieten, Kinder und Jugendliche an die Bundesjugendspiele heranzuführen und sie mit dem Wettkampfgedanken vertraut zu machen. Mit diesem Angebot sollen das Koordinationsvermögen und die Geschicklichkeit angesprochen werden.

Wettkampf
Dieser Ausschreibungsteil ist grundsätzlich identisch mit den herkömmlichen Bundesjugendspielen, sowohl in den Ausübungsformen als auch in der Wertung. Der Wettkampf besteht in jeder Sportart aus einem Dreikampf. Die Wertung erfolgt grundsätzlich jahrgangsweise. Allerdings sollte im Gerätturnen diese Orientierung an der Jahrgangsstufe so flexibel gehandhabt werden, dass in Fällen von großen Varianzen bei den Altersstufen innerhalb eines Klassenverbandes oder einer Gruppe der Ausrichtung an der in einer Gruppe am häufigsten vertretenen Jahrgangsstufe der Vorzug gegeben wird. In den Sportarten Leichtathletik und Schwimmen richtet sich der Wettkampf grundsätzlich an Schüler*innen ab der 5. Klassenstufe.

Mehrkampf
Der sportartenübergreifende Mehrkampf soll die Vielseitigkeit der Kinder und Jugendlichen herausfordern. Er setzt sich aus jeweils zwei Übungen der Sportarten Leichtathletik, Schwimmen und Turnen zusammen, wobei folgende Auswahl getroffen wurde:

  1. Übung: Leichtathletik 1 — schnell laufen
  2. Übung: Leichtathletik 2 — weit werfen / stoßen
  3. Übung: Schwimmen 1 — Grundfertigkeiten / Basisstufe Schwimmen können
  4. Übung: Schwimmen 2 — Ausdauer
  5. Übung: Turnen 1 — Gerätebahn (Stütz, Hang, Balance)
  6. Übung: Turnen 2 — Gymnastische Geschicklichkeit