Hinweise für Kinder und Jugendliche mit Behinderung

Der Wettkampf im Schwimmen wird als Drei-Kampf durchgeführt. Es muss aus den drei Bereichen (Zeitschwimmen auf kurzer oder langer Strecke, Körperlage sowie Streckentauchen) je eine Übung absolviert werden. Die Alters- und Streckeneinteilungen gelten für Kinder und Jugendliche mit Behinderung analog zu den allgemeinen Bestimmungen. Die verschiedenen Schwimmarten gibt es generell auch für Menschen mit Behinderung. Die besonderen Bestimmungen und die Anpassung an die Bundesjugendspiele werden im Folgenden beschrieben:

Startklassen von Schülerinnen und Schülern mit Behinderung
Die Kinder und Jugendlichen werden im Schwimmen gemäß „Einordnung in die Startklasse“ (s. Seite 6 f.) eingruppiert.

Regelwerk und Durchführungsbestimmungen
Neben den allgemeinen Durchführungsbestimmungen ist für die verschiedenen Startklassen Folgendes zu beachten:

Starts
Alle Starts können, abhängig von der Fähigkeit der Kinder bzw. der Jugendlichen, entweder vom Startblock, vom Beckenrand oder im Wasser erfolgen. Erfolgt der Start bei Freistil- oder Brustschwimmwettbewerben im Wasser, muss eine Hand des/der Schwimmers*in den Beckenrand berühren. Ist dies behinderungsbedingt nicht möglich, so muss ein anderer Körperteil den Beckenrand berühren. Behinderungsbedingt ist beim Start eine Haltehilfe bis zum Ertönen des Startkommandos zulässig. Jedes Anschieben oder weiteres Berühren nach dem Startkommando ist jedoch untersagt. Bei Hörgeschädigten muss das Startsignal optisch gegeben werden.

Schwimmarten
Freistil: Beim Freistil ist jede Schwimmart zulässig. Beim Wenden oder beim Zielanschlag im Freistilwettbewerb kann die Wand mit jedem beliebigen Körperteil berührt werden.
Rückenschwimmen: Während des gesamten Wettkampfes muss in Rückenlage geschwommen werden. Das heißt, bei Start und Wende darf der Abstoß auch nur in Rückenlage erfolgen. Ebenso muss der Zielanschlag in Rückenlage erfolgen. Der Abstoß vom und das Berühren des Beckenrandes bei Start, Wende und Ziel darf mit jedem beliebigen Körperteil erfolgen.
Brustschwimmen: Bei jeder Wende und im Ziel müssen beide Hände gleichzeitig anschlagen. Auf jeden Fall müssen dabei beide Arme nach vorne gerichtet werden. Ist dies behinderungsbedingt nicht möglich, so kann der Anschlag mit dem Kopf, einer Hand oder einem Armstumpf erfolgen. Erfolgt der Anschlag mit dem Kopf, ist an der Stelle ein Schwimmbrett ins Wasser zu halten, um den Zusammenstoß mit der Wand zu vermeiden.

Blinde
Beim Streckentauchen ist durch die Lehrkraft zu überprüfen, ob das Kind oder die/der Jugendliche aufgrund der Behinderung in der Lage ist, die Übung auszuführen. In der Startklasse B 1 ist es bei der Wende und vor dem Zielanschlag einem/r Betreuer*in gestattet, durch Antippen oder Zurufen anzuzeigen, wann das Ende der Bahn erreicht ist.

Schwimmen Hinweise für Blinde

Umrechnungsfaktor
Den Startklassen werden Faktoren zugeordnet, die auf Grund vielfältiger Erfahrungswerte aus dem Wettkampfsport von Kindern und Jugendlichen mit Behinderung erstellt wurden.

Die erzielte Leistung wird mit diesem Faktor multipliziert. Aus dem Ergebnis werden die Punkte unter Anwendung der vorhandenen Punktetabelle zu den Bundesjugendspielen (ab Seite 151) abgelesen.

Da es für 25 m-Strecken nur wenige Erfahrungswerte gibt, ist hier der Faktor für die 50 m-Strecken zu verwenden. Für das Streckentauchen sind die Sonderregelungen zu beachten.

Streckentauchen
Sofern ein Streckentauchen möglich ist, wird zu der erzielten Streckenweite 1 m „Bonus“ addiert. Die Fälle, in denen Streckentauchen nur mit Einschränkung oder gar nicht möglich ist, werden Sonderregelungen beschrieben.

Schwimmen weiblich

FreistilRückenBrust
Startklasse25 m100 m200 / 400 / 800 m25 m100 m200 / 400 / 800 m25 m100 m200 / 400 / 800 m
A10,90,910,910,890,90,90,890,90,9
A20,730,750,750,730,730,730,660,670,67
A30,670,680,680,690,630,630,580,590,59
A40,820,850,850,830,850,850,790,810,81
A50,520,530,530,520,490,490,540,550,55
A60,310,320,320,350,340,340,320,330,33
B10,750,750,750,730,720,720,730,740,74
B20,870,890,890,840,870,870,810,840,84
C10,950,950,950,950,950,950,950,950,95
C20,950,950,950,950,950,950,950,950,95
D0,790,810,810,820,810,810,750,770,77
E0,670,690,690,690,670,670,590,60,6

Schwimmen männlich

FreistilRückenBrust
Startklasse25 m100 m200 / 400 / 800 m25 m100 m200 / 400 / 800 m25 m100 m200 / 400 / 800 m
A10,910,920,920,910,910,910,90,90,9
A20,780,790,790,750,750,750,680,690,69
A30,680,680,680,70,70,70,630,630,63
A40,820,820,820,830,830,830,840,840,84
A50,540,530,530,510,50,50,570,580,58
A60,340,350,350,350,350,350,380,380,38
B10,830,840,840,770,770,770,80,80,8
B20,880,880,880,860,860,860,860,860,86
C10,950,950,950,950,950,950,950,950,95
C20,950,950,950,950,950,950,950,950,95
D0,810,820,820,790,790,790,830,840,84
E0,70,710,710,720,720,720,650,650,65

Sonderregelungen
Wie aus den Umrechnungstabellen zu erkennen ist, sind Faktoren für alle Startklassen und Strecken vorhanden. Daher sind bezüglich der unterschiedlichen Schwimmarten und -strecken keine Sonderfälle vorgesehen.

Grundsätzlich gibt es vier Möglichkeiten die Disziplin Schwimmen zu absolvieren, von denen aber nur drei individuell ausgewählt werden müssen. Sollten auf Grund der Beeinträchtigung keine drei Disziplinen möglich sein, so ist eine der Sonderregelungen unter Berücksichtigung der hier beschriebenen Faktoren anzuwenden. Wenn auch das nicht umsetzbar ist, liegt es im Ermessen der Lehrkräfte, die Teilhabe der Kinder und Jugendlichen im Rahmen ihres pädagogischen Handlungskonzeptes dennoch möglich zu machen, d. h. konkrete Ausnahmen (z. B. nur zwei absolvierte Disziplinen) zuzulassen oder individuelle Lösungen zu finden.

SonderfallSonderregelungen
Streckentauchen ist möglich, aber auf Grund der Behinderungen kann Folgendes nicht erfolgen:
a) kein Abstoß von der Wand oder kein Brust-Beinschlag
b) kein Abstoß von der Wand und kein Brust-Beinschlag
Pauschal werden zu der erzielten Leistung folgende Werte addiert:
a) 2 Meter
b) 4 Meter
Streckentauchen ist nicht möglich1. Möglichkeit
Es wird eine Ausgleichstrecke in einer zusätzlichen Schwimmart absolviert.
2. Möglichkeit
Für das Streckentauchen wird der Mittelwert aus den Punktwerten der beiden durchgeführten Disziplinen errechnet und fließt in die Gesamtwertung als dritter Punkt mit ein.
Eingruppierung von Kindern und Jugendlichen mit Erkrankung der inneren OrganeDie Eingruppierung erfolgt auf Grund der Bewertung der individuellen Leistungsfähigkeit (z. B. im Vergleich zum Klassendurchschnitt). Bei leichter Beeinträchtigung der individuellen Leistungsfähigkeit werden für alle Disziplinen die Faktoren der Startklasse A 1 herangezogen.
Bei schwerer Beeinträchtigung werden für alle Disziplinen die Faktoren der Startklasse A5 angewendet.

Diese Sonderregelungen werden angeboten, um allen Schüler*innen mit einer Behinderung die Teilnahme an den Bundesjugendspielen anzubieten. Dabei ist den Kindern und Jugendlichen im Klassenverband deutlich zu machen, dass diese Regelungen auf Grund der Behinderung und der langjährigen Erfahrungen im Behindertensport notwendig sind. Im Sinne der Teilhabe und des Fair Play Gedankens sollen die Kinder und Jugendlichen motiviert werden, diese Regelungen zu akzeptieren.

Beispielrechnungen
Eine Schülerin (12 Jahre) ist oberschenkelamputiert. Sie wird auf Grund der Behinderung in die Startklasse A 4 klassifiziert. Nun absolviert sie die folgenden Disziplinen mit den aufgeführten Ergebnissen:

1. 25 m FreistilLeistung:1:20 Minute
Faktor laut Tabelle:0,82
Formel
(Leistung x Faktor)
80 Sekunden x 0,82
errechnete Leistung:1:05,60 Minuten
Punkte laut Punktetabelle:7 Punkte
2. 25 m RückenLeistung:1:25 Minute
Faktor laut Tabelle:0,83
Formel
(Leistung x Faktor)
85 Sekunden x 0,83
errechnete Leistung:1:10,55 Minuten
Punkte laut Punktetabelle:7 Punkte
3. StreckentauchenLeistung:9 Meter
Faktor laut Tabelle:2 Meter zusätzlich (siehe Sonderregelungen)
Formel
(Leistung x Faktor)
9 Meter + 2 Meter
errechnete Leistung:11 Meter
Punkte laut Punktetabelle:6 Punkte
Gesamtwertung:7+7+6 = 20 Punkte
Auszeichnung:Siegerurkunde